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Schweizer Franken-Planwirtschaft ging auch im Januar weiter

2015-02-09 By Peter Boehringer Leave a Comment

„Interessante“ Neuigkeiten aus der Schweiz. Die SNB hatte ja bekanntlich am 15. Januar 2015 den planwirtschaftlichen Wechselkurs-Peg zum Euro endlich aufgehoben – jedenfalls behauptete dies Thomas Jordan (SNB-Chef). Unmittelbar danach begrüßte ich diesen überfälligen Schritt in einer ad hoc Analyse hier im GS-Blog „Schweizer Vollbremsung vor dem Ruin: Die SNB-Währungs-Planwirtschaft kapituliert“ und hier in einem Gespräch mit Oliver Janich, ebenfalls noch vom 15. Januar. Thomas Jordan erklärte den [damals] überraschenden Schritt damit, dass „eine Verteidigung des Mindestkurses nicht mehr sinnvoll war und nur noch mit ganz großen Interventionen hätte durchgesetzt werden können“.

Wohl wahr, so war das und so ist das. Man kann die Marktkräfte auf Dauer nicht aushebeln.Die SNB hatte nach seriösen Schätzungen Ende 2014 absurde 30 Milliarden Franken pro Monat einsetzen müssen, um die künstliche Grenze von 1,20 EUR/CHF mit aller Gewalt zu verteidigen!

Nun gibt es jedoch ganz aktuelle interessante Entwicklungen. Offenbar hat die SNB auch nach dem 15. Januar in dramatischer Weise interveniert, um zwar nicht mehr die 1,20 – aber doch offenbar die 1,05 zu halten, was ebenfalls nicht dem vom Markt frei gefundenen Kurs EUR/CHF entspricht (der liegt je nach Annahmen zum Grad des Draghi´schen Druckwahnsinns derzeit irgendwo zwischen 0,80 und 0,90 Franken pro Euro, Tendenz weiter fallend)!

Seit gestern verfügbar: eine Zwischenbilanz der SNB zu ihren Devisenreserven per 31.1.2015. Und siehe da: man hielt per Ende Januar Devisenreserven für ca. 498 Milliarden Franken – und damit für drei Milliarden MEHR als per Ende 2014! Dies wohlgemerkt bei einem EUR/CHF-Umrechnungskurs von ca. 1,04/1,05 versus 1,20 noch Ende des Jahres 2014. Und bei einem seitdem auch ggü. dem Dollar massiv aufgewerteten Franken! Man kann es als Außenstehender nicht auf den Franken genau schätzen, da im SNB-Portfolio sich auch Aktien-/Anleihekurse leicht verändert haben und kleinere Dividendenzahlungen reingekommen sein könnten: Doch ein reiner Aufwertungs-bedingter Buchwert-Rückgang der SNB-Devisenreserven um ca. 50 Milliarden Franken im Januar ist eine realistische Schätzung. Wenn die SNB nun also trotzdem per Ende Januar gar ERHÖHTE Reserven im Wert von nun 498 Milliarden Franken ausweist – dann muss sie im Januar Devisen über MEHR ALS 50 Milliarden Franken neu aufs Buch genommen haben!

Man muss bei dieser exorbitanten, völlig verrückten Zahl vermuten, dass ein erheblicher Teil dieser Wechselkurs-Interventionen bzw. -Manipulationen erst NACH dem 15.1. geschehen ist! Ganz saubere Zahlen dazu wird zwar erst die Februar-Zwischenbilanz bringen. Als vorläufiges Zwischenfazit ist aber festzuhalten: Der Franken will weiter als nur bis 1,05 EUR aufwerten. Die SNB lässt ihn aber seit drei Wochen nicht. Makroklempnerei und Währungs-Planwirtschaft auch weiterhin also, koste es was es wolle! Sie ist auch diesmal zum Scheitern verurteilt. Wenn die o.g. Zahlen breit im Markt bekannt und verstanden werden (was nur eine Frage von Tagen ist), werden Spekulanten sofort anfangen, gegen die neue, inoffizielle Grenze von 1,05 EUR/CHF zu wetten. Und eines Tages werden sie gewinnen, weil die SNB eine derartige Aufblähung ihrer Bilanz nicht ewig durchhalten kann. Wie sagte Jordan am 15.1. noch so treffend: „Hätte die Nationalbank die Mindestkurspolitik einfach weitergeführt und über Monate oder Jahre hinweg ihre Bilanz weiter aufgebläht, dann hätte sie riskiert, in der längeren Frist die Kontrolle über die monetären Bedingungen zu verlieren.“ Das galt damals – und das gilt noch heute. Geldsozialismus funktioniert auf Dauer nicht – auch nicht in der Schweiz.

Ein Nachsatz also zum „Warum?“ dieser offenbar bis Ende Januar anhaltenden Interventionen der SNB: Eine naheliegende Vermutung und Begründung dafür ist natürlich, dass sehr große Bank- und HedgeFonds-Interessen am 15.1. dramatische Verluste auf ihre EUR-CHF-long-Positionen erlitten hatten. Minus 17% (1,20 auf 1,00) oder gar minus 25% (1,20 auf 0,90) auf einen Schlag war für sie unerträglich. Keinesfalls durfte das per Ende Januar so als Verlust bilanziert werden. Der Druck auf die SNB zum sofortigen Gegensteuern war von dieser international mächtigen Phalanx darum sofort ab dem 15.1. gewaltig! Die Jordan´sche 50-Milliarden-Intervention ermöglichte es den Großbanken nun, per Ende Januar wenigstens nur 14% Januar-Verlust auszuweisen. Und –wenn sie klug waren– auch weitgehend aus den verbleibenden Euro-CHF-long-Positionen noch rauszukommen. Ewig wird die SNB solch einen parforce-Ritt aber nicht durchhalten. Prognose per Jahresende: Jordan wird nicht von Februar bis Dezember 2015 monatlich mehr als 50 Milliarden Franken an Devisen zukaufen. Die SNB-Bilanz wird also nicht bis zum Jahresende 2015 absurderweise die Billionen-Franken-Grenze übertreffen, was sonst drohen würde! Die Schweiz hätte sonst mit 8 Millionen Einwohnern die Bilanzsumme der Deutschen Bundesbank überholt, falls diese nicht (wie es derzeit aussieht) weiter etwa die gleiche Summe (50+ Milliarden EUR pro Monat) an Target2-Forderungsschrott aufhäuft!

Eines ist so oder so sicher: Alle Nationen von den USA über Japan, Großbritannien, Schweiz und EURoland drucken bis zum Abwinken. Man will einfach nicht lernen, dass man sich nicht reich drucken kann. [Einzige Ausnahme natürlich die Gelddrucker selbst, die die Seigniorage-Gewinne direkt kassieren und/oder Gelderstempfänger zu faktisch Null Zinskosten sind].

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Filed Under: Geld & Zins, Tagesgespräch, Wirtschaftspolitik Tagged With: 2015, Planwirtschaft, SNB, Thomas Jordan

Peter Boehringer

Peter Boehringer ist Initiator der international viel beachteten Bürgerinitiative Holt unser Gold heim (seit 2011) und Autor des gleichnamigen Buches (2015). Bereits 2006 war er Gründungsvorstand der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft und prägte sie im Vorstandsamt bis 2015.

Peter Boehringer ist seit 2002 Verfasser zahlreicher Fachaufsätze zu Edelmetallen und Rohstoffen sowie zu Makrothemen. Außerdem ist er Träger der "Roland-Baader-Auszeichnung" und Mitglied der Friedrich-A.-von-Hayek-Gesellschaft.

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