Heute vor genau fünf Jahren verstarb der Freiheitskämpfer und Humanist Roland Baader. Aus diesem Erinnerungsanlass möchte ich meinen Nachruf, den ich damals unmittelbar nach Erhalt der Todesnachricht durch seinen Sohn noch am Todestag und fast in Trance geschrieben hatte, hier nochmals einstellen. Roland Baader hatte den gesellschaftlichen Niedergang schon jahrzehntelang vorausgesehen – am beeindruckendsten vielleicht schon in seinem Werk „Kreide für den Wolf“ von 1991.*) Kaum einer unter uns ahnte schon damals 1991, wie sehr Roland Baader recht bekommen würde. Und erst seit der Finanzkrise 2008, die bis heute anhält, weil sie eine ungelöste Kreditgeld-Krise ist, ahnen und wissen nun immer mehr Menschen, dass der real existierende Sozialismus des 21. Jahrhunderts eben die neue Planwirtschaft der heutigen falschgeldfinanzierten Politik ist.
Roland Baader fehlt uns mehr denn je. Vielleicht ist es jedoch sogar tröstlich, dass er den seit 2012 (das war zugleich das Jahr der offiziellen Dauerrettung des EUR via illegalem und geldsozialistischem ESM) sogar noch beschleunigten Niedergang der Freiheit, der freien Rede, des Rechtsstaats und der Marktwirtschaft nicht mehr erleben musste. Auch weiterhin ist es an uns, der nächsten Generation, das endgültige Abgleiten in den Geldsozialismus, den Totalitarismus und gar in unmenschlichen Krieg zu verhindern! Der Weg dazu führt über gutes Geld, wie Roland Baader unermüdlich predigte. Das abstrakte Ziel der Freiheit braucht –obwohl unsterblich– zu seiner Verwirklichung eine mutige Lobby – sowie gutes Geld als Werkzeug.
*******Beginn Nachruftext von 2012**********
Ein Freiheitsfanal ist erloschen – die Freiheitsidee jedoch unsterblich: Nachruf auf Roland Baader
von P. Boehringer 08.01.12
Einer der größten Freiheitsverteidiger und Denker der Gegenwart ist heute am 8. Januar 2012 im Alter von 71 Jahren gestorben. Mit Roland Baader geht ein persönlicher Freund und ein prägender geistiger Lehrmeister für Dutzende Kollegen und –wie ich aus enorm vielen Gesprächen und Zuschriften weiß– vermutlich für Hunderttausende einfacher aber intellektuell aufgeschlossener und unvoreingenommener Menschen.
Wer je ein Buch von Roland Baader in Händen hatte oder wer gar das Glück hatte, ihn kennenlernen zu dürfen, den wird die wohl einmalige Kombination aus unerbittlichem Marktwirtschaftler, Wortgiganten, strengem Logiker und Rationalisten und zugleich menschlich höchst kreativem und feinsinnigem Geist bis zur letzten Seite nicht losgelassen haben.
Roland Baader starb nach langer und schwerer Krankheit, wegen der er seit fast zehn Jahren kaum noch öffentlich auftreten konnte. Er hat sein Leiden aber in stoischer bzw. epikureischer Manier ertragen – und es geradezu energetisch bzw. intellektuell umgewandelt in einige seiner größten Werke, die noch in diesen seinen letzten Jahren entstanden sind: Zu seinem späten Œuvre gehören u.a. die „Freiheitsfunken“ (2008), in denen seine phantastische Fähigkeit brillierte, vermeintlich komplexe Sachverhalte in Form kurzer Aphorismen auf ihren oft trivialen Kern zu reduzieren und so einem Massenpublikum verständlich zu machen. Dazu gehörte aber auch „Geld, Gold und Gottspieler – Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise“ (2004), das keynesianische Gegner der Freiheit und Marktwirtschaft vergeblich als „populärwissenschaftlich“ zu diffamieren suchten – das aber getragen ist von einem umfassenden Verständnis der VWL (besser: „Nationalökonomie“) durch den „Österreicher“ und Freiburger Hayek-Schüler Roland Baader. Kaum ein Werk des 21. Jahrhunderts wird mehr Menschen aufgerüttelt haben für freiheitlich-marktwirtschaftliche Ideen und für den ewigen Kampf des Libertären gegen die dunklen Mächte der Planwirtschaft und Bevormundung als dieses Buch! Treffende Begriffe wie „Makroklempnerei“ und „Gottspielerei“ waren bereits sieben Jahre vor der heute offensichtlichen Hybris der Weltregierer derart schneidende und griffige Wahrheits-Rhetorik, dass libertäre Blogger sie fast schon unterbewusst in ihren aktiven Wortschatz aufgenommen haben. Sein vorläufiges Letztwerk war der ebenfalls unbedingt lesenswerte „Geldsozialismus“ (2010), in dem nochmals in ebenso subtil-feinsinnigen wie donnernd-eindringlichen Sätzen das fraktionale ungedeckte Monopolzwangsgeld unserer Zeit seit 1913/1971 als unnatürlich und hochgefährlich für die Wirtschaft, und die Freiheit der Welt angeprangert wurde. Ich sage „vorläufiges Letztwerk“, weil Anlass zur Hoffnung besteht, dass uns Roland Baader mit den durchaus bereits weit gediehenen „Freiheitsfunken II“ noch posthum ein weiteres hoch-kreatives und aufrüttelndes Freiheitsfanal hinterlassen hat – wenn auch vermutlich unvollendet.
Nach diesem Buch ist es dann an einer neuen Generation freiheitsliebender Menschen, das Fanal bzw. in der kommenden dunklen Zeit wenigstens den Freiheitsfunken zu bewahren und zu nähren. Diese Generation sind wir alle, denn Freiheit verliert man (= fast alle von uns!) in kleinen Scheibchen – die Gegenwart der Machtpolitik beweist uns dies leider beinahe täglich.
Roland Baader war sterblich. Sein Werk ist es nicht, denn es behandelte meist die Freiheit (des Individuums) und die Natürlichkeit (des Geldes und der Märkte). Beide aber sind unsterblich, weswegen zwar das Fanal des Botschafters erlöschen kann – nicht jedoch die Ideen!
Baader schrieb vor einiger Zeit das Vorwort zu „Krankes Geld – kranke Welt“ von Gregor Hochreiter. Unsere Welt leidet seit spätestens 1971 an einer unnatürlichen und völlig künstlichen, menschengemachten Krankheit. Trotz der „langen, schweren Krankheit“ des Geldes, der Märkte und der Freiheit wird die Welt aber letztendlich nicht sterben an dieser Krankheit. Zwar sieht es im Moment so aus, dass sie wieder einmal auf dem exponentiell-zwingenden Weg hin zum Schuldenkollaps ist, der sich nicht auf die Wirtschaft beschränken wird und der letztendlich „Kommissare“, „Räte“, Rattenfänger und Führer hervorbringen wird, welche in der Geschichte immer Feinde der individuellen und gesellschaftlichen Freiheit waren. Doch die Natur überlebt Ideologien immer. Die kommende dunkle Zeit wird letztendlich auch diesmal wieder an ihrer Künstlichkeit zugrunde gehen. Roland Baaders Testament muss auch und gerade in dieser Zeit unser Leitfaden zur Bewahrung der Freiheitsflamme sein. Wenn die Nacht am dunkelsten sein wird, wird die Morgendämmerung kommen. Es wird in dieser Dunkelheit sein, in der wir Roland Baaders Werk am meisten schätzen werden, denn die Freiheit wird leider immer erst dann am höchsten geschätzt, wenn sie uns genommen wurde – egal ob in einem radikal-totalitären Akt oder peu-à-peu in kleinen Scheibchen.
Baader wurde auch als Mensch geachtet, weil er trotz schärfster Logik kein kalter, puristisch-extremer Rationalist und kein intoleranter kurzsichtiger Markttechnokrat war, sondern auch vermeintlich irrationalen oder marktfernen – aber humanen Regungen des Geistes Raum zugestand: So driftete er z.B. nicht wie manche Kollegen aus dem radikal-libertären Lager in den Nihilismus und in destruktiv-anarchistische Utopien ab. Auch lehnte er trotz bei ihm unzweifelhaft vorhandener Bedenken bzgl. der Verführbarkeit der Massen durch charismatische Heilsversprecher und Führer –wie er mir noch bei unserem letzten Gespräch 2011 persönlich versichert hat– antidemokratische Forderungen einiger „Peers“ ab – zumindest „soweit wir von wahrhaft repräsentativen Demokratieformen sprechen“. Die pervertierte, volksferne und unrepräsentative Parteiendemokratur, die wir heute zunehmend erleben müssen, sah Baader jedoch äußerst kritisch, wie man z.B. in „Freiheitsfunken“ nachlesen kann.
Auch dem Glauben gestand er problemlos Raum zu und bezeichnete sich auch selbst als christlich und gläubig in dem Sinne, zu dem auch schon eine Reihe großer Naturwissenschaftler (Heisenberg, Bohr, Einstein, Pauli) an einem bestimmten Punkt in ihrem Forscher-Leben gefunden hatten: Unsere Existenz kann letztendlich nicht nur Zufall und reinem Darwinismus geschuldet sein. Es kann durchaus einen großen Meta-Plan und einen übergeordneten Zweck unser Existenz geben, auch wenn uns zu beidem die letzte Einsicht verwehrt bleibt. Ganz sicher aber ist der Plan der Natur für die Menschheit nicht der Plan der Welt-Eliten, welcher zum unmenschlichen und freiheitslosen Weltsozialismus führt. Trotz der überragenden Hybris der Eliten gibt es größere Ideen, Ideale und Werte für die Welt – auch wenn wir keinen letztgültig beweisbaren Einblick in sie haben sollen. Roland Baader hat das verstanden, unsere Beweisnot in Sinnfragen als „natürlich“ akzeptiert und dem Abdriften in den Atheismus oder in den menschenfeindlichen Nihilismus widerstanden. Im Vorwort zu einem Buch von Kuehnelt-Leddihn erläuterte er einst, dass speziell in Krisenzeiten ein fester Glaube („im Abendland der christliche“) ein überlebensnotwendiger Selbstschutz der Menschen und Gesellschaften sei. Eine notwendige Ergänzung also der materiellen Überlebensstrategien. Baader postulierte somit die natürliche Zusammengehörigkeit von Rationalität (Physik, Logik) einerseits und scheinbarer Irrationalität (Metaphysik, Spiritualität bzw. christliche Religion) andererseits. Vielleicht kann man bei dieser Synthese gar von der Baader´schen „Rationalisierung des Irrationalen“ sprechen… Wie dem auch sei: Schon im Boomjahr 2005 beendete Baader eine wie immer logisch-rational stringente wirtschaftliche Krisenanalyse im Smart Investor mit der komplementären Prognose: „Wir werden wieder das Beten lernen!“.
Roland Baaders Körper ist in diesem Sinne heute zu seinem natürlichen Schöpfer heimgerufen worden, der ihn mit intellektuellem Talent reich bedacht hatte und ihn zeitlebens zur Arbeit für Freiheit, Wahrheit, Natürlichkeit, Markt und Menschen angetrieben hat. Für Werte also, die in Symbiose zusammengehören und die nur gewaltsam-totalitär voneinander getrennt werden können! Und selbst dies nur temporär – am Ende obsiegen sie immer.
Die von Roland Baader thematisierten Werte und Ideen sind unsterblich. Wir werden uns an sie wie an ihn erinnern. Heute in tiefer Trauer. Künftig in großer Ehrfurcht und Zuversicht.
Peter Boehringer
München, 8. Januar 2012
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Baader-Zitate aus „Freiheitsfunken“ (Lichtschlag-Verlag, 2008)
„Demokratie kann nur insoweit und insofern zum Wohlstand eines Volkes beitragen, als sie der zentralen Planwirtschaft länger widersteht als eine Diktatur.“
„Wer den Markt verhöhnt, der verachtet damit die Menschen.“
„Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, wird immer in der Unfreiheit landen – und damit in der schlimmsten Unsicherheit, die dem Menschen widerfahren kann.“
„Wenn man als Letztbegründung für Moral akzeptiert, dass der Mensch oder die Menschheit überleben sollte, dann muss man auch die Letztbegründung von Moral aus dem Eigentumsgedanken akzeptieren, denn ohne die Institution des Privateigentums kann die Menschheit nicht überleben.“
„Der gefährliche Wandel von der Rechtsgemeinschaft zur ‚Wertegemeinschaft‘ ist ein Traum der Intellektuellen, weil sie hier das Interpretationsmonopol bezüglich Begriffen für sich beanspruchen können. Im Namen der Rechtsgemeinschaft kann man keine Priesterherrschaft errichten, im Namen einer ‚Wertegemeinschaft‘ sehr wohl.“
=> Kürzer als Baader hat die letzte o.g. Mahnung wohl nur der Papst (unter Bezug auf Augustinus) formuliert: „Nimm das Recht weg – was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande?“.
=> In Zeiten der Opferung des Rechts auf den Altären verlogener sog. „Rettungsschirme“ der freiheitsraubenden Welteliten ist das leider hochaktuell. Der Kampf gegen die Unfreiheit und für Wahrheit und Recht enden nie!
*******Ende Nachruftext von 2012**********
Wer die lesenswerten alten Kommentare und Beileidsbekundungen für Roland Baader von 2012 nachlesen, möchte, möge dies unter diesem Originallink tun, der aber leider nicht mehr lange verfügbar sein wird:
http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2012/01/08/ein-freiheitsfanal-ist-tot-die-freiheits
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*) Auszug aus „Kreide für den Wolf“, Roland Baader 1991:
1991 – in den letzten Monaten der formalen Existenz der sterbenden Sowjetunion – veröffentlichte Roland Baader sein damals völlig anachronistisches und scheinbar überflüssiges Buch ‚Kreide für den Wolf – die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus‘. Baader teilte diese Illusion nicht. Er sah damals schon klar den Irrtum praktisch aller politischer Beobachter und adressierte ihn offensiv und tiefgründig und mit enormer Weitsicht schon im Vorwort:
“Der Sozialismus am Ende? Nein, Freunde: Niemand ist weiter von der Realität entfernt als jene, die glauben, durch den Bankrott der östlichen Herrschaftssysteme liege der Sozialismus in Agonie. Ganz im Gegenteil. Jetzt kommt erst seine Stunde. Obwohl der Sozialismus weltweit besiegt erscheint, wird er in einem anderen Gewand, mit einer mephistophelischen Maske zurückkehren und erneut die Grundfesten unserer Existenz und unseres politischen Gemeinwesens erschüttern und vielleicht sogar zum Einsturz bringen. Die Gefahr trägt das Kleid ihres [kapitalistischen] Gegners und wird deshalb bis zum bitteren Ende nicht erkannt werden. Noch schlimmer: Selbst dann, wenn wir vor den Trümmern stehen werden, werden wir die Ursachen und Zusammenhänge der Katastrophe nicht begreifen.“