Die Edelmetalle konnten in dieser Woche gut zugewinnen. Silber liegt mit einem US-Dollar und Gold mit fast 30 USD im Plus. Auch in Euro konnten kurzfristige Abwärtstrends überwunden werden. Schon im April und Anfang Mai waren wir aufgrund der Manipulation mittelfristig äußerst skeptisch, doch kurzfristig waren die CoT-Daten noch viel zu gut, weshalb wir einen Anstieg im Silber bis mindestens 17,20$ und im Gold über 1.220$ USD bis 1.245$ erwarteten. Nur so wären Zentralbanken und Regierungsorganisationen in der Lage die prozyklisch agierenden Bullen auszubremsen und somit das Setup für einen erneuten Long-Drop zu legen. Auch im Blitz-Update nach den CoT-Daten vom letzten Freitag setzten wir kurzfristig noch einmal auf steigende Preise. Wenn jetzt alles weiter nach Plan verläuft, dürften wir in den kommenden zwei Wochen eine relative Schwäche bei Gold und Silber erleben, bei möglicherweise noch einmal etwas steigenden Preisen. Nach unserer Ansicht handelt es sich bei der aktuellen Preiserholung weiterhin um eine untergeordnete Korrektur. Erst wenn sich die Terminmarktdaten deutlicher bereinigt haben und die Manipulation beendet wird, werden wir mittelfristiger wieder optimistischer werden.
Unsere mittelfristig negative Einschätzung ändert sich auch nicht dadurch, dass die indische Goldnachfrage zur Schmuckherstellung im ersten Quartal um 22% auf 150,8 Tonnen und die Gesamtnachfrage um 15% auf 191,7 Tonnen gestiegen ist, wie das World Gold Council berichtete. Nach der Aufhebung der Importbeschränkungen erwartet man für dieses Jahr eine Gesamtnachfrage von 900-1.000 Tonnen. Wir erwarten in den kommenden Monaten bis Ende des Jahres eine Trendwende am Edelmetallmarkt, die mit oder kurz nach einer Entscheidung zu einer Zinsanhebung in den USA erfolgen wird. Für langfristig agierende Investoren dürfte es kaum mehr einen Unterschied machen, ob die Edelmetalle und die Minen noch einmal kurzzeitig unter Druck kommen, angesichts der historisch günstigen Bewertungen, sodass erste tranchenweise monatliche Käufe über das Jahr hinweg Sinn machen. Wer tradet, sollte jedoch warten, bis sich die Positionierung am Terminmarkt noch einmal bereinigt hat im Rahmen eines nochmals möglichen kurzen Rücksetzers.
Zentralbankpolitik – kein Umfeld für Zinsanhebungen?
In Griechenland wurde die Notliquidität (ELA) durch die EZB an das griechische Bankensystem um weitere 2 Mrd. auf 79 Mrd. Euro ausgeweitet. Das griechische Bankensystem hätte längst den Betrieb einstellen müssen, ohne die ständigen Dosen frischen Zentralbankgeldes von der EZB. Während diese monatlich 60 Mrd. Euro an Anleihen aufkauft, wovon ca. 10 Mrd. auf Bundesdeutsche entfallen, sackte der Kurs der Zehnjährigen trotz vermutlicher Intervention am Markt bis auf 152 Punkte in dieser Woche ab. Solange das Inflationsszenario dank des QE-Programms weiter Bestand hat und die Aktienmärkte stützt, solange wird der Bund-Future die 162 Punkte nicht wesentlich überbieten können, da Spekulanten hier beginnen werden gegen die europäische Planwirtschaft und die Zentralbanken zu wetten – lediglich in einem deflationären Umfeld, das durch eine Zinsanhebung in den USA ausgelöst werde könnte, wäre es denkbar, dass die Notierungen weiter ansteigen. Doch bis dahin sehen wir in negativen Renditen für die zehnjährigen Bundesanleihen – ebenso wie Bill Gross – die Chance für den „Short eines Lebens“ in diesem Markt. Natürlich werden die Zentralbanken am Ende des Tages gegen die Marktkräfte verlieren, sodass es nicht verwundert, dass die Stimmen aus den Notenbanken, wonach man das Inflationsziel von 2% vergessen solle, immer lauter werden. Beispielsweise sagte der EX-FED Vorsitzende Ben Bernanke, dass „es nichts magisches an der Zahl von 2% gäbe“. Die offizielle Version bleibt natürlich wie immer jene, dass man die Reallöhne senken wolle, um Wachstum zu erhöhen und Arbeitslosigkeit zu senken, doch letztlich geht es nur um den Bail Out des Bankekartells, da man einen Bankrott dessen mit höherer Inflation vermeiden will. Die Reallöhne sind längst niedriger als vor 30 Jahren und der Staatsapparat und Steuern müssten zurückgefahren werden, wollte man wirkliches Wachstum schaffen, sowie die Bail Outs beendet, damit Sparen und Investieren erst wieder möglich wird.
Es bleibt spannend in den kommenden Monaten, denn angesichts solcher Forderungen stellt sich die Frage, ob man sich eine Zinsanhebung in den USA leisten kann. Die neuesten US Einzelhandelszahlen mit dem niedrigsten Jahreswachstum seit 2009 mit gerade einmal 0,9%, weisen auf eine Rezession hin und das Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal in den USA wurde von der Notenbank in Atlanta auf 0,7% herabgesetzt. Dies spräche gegen eine Zinsanhebung und gegen einen letzten Einbruch bei den Edelmetallen, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, sodass wir uns an die Beobachtung der Manipulationsaktivitäten halten, die uns sagt, dass kurzfristig noch einmal Gefahr für einen Rückgang und ein letztes Herausschütteln der Investoren besteht.
Technische Analyse zu Palladium
Palladium ist im Vergleich zu allen anderen Edelmetallen definitiv der Gewinner der letzten vier Jahre. Es notiert gerade einmal 10% tiefer als zum Hoch der Edelmetalle Ende 2010, während Silber 66%, Gold 37% und Platin 39% an Kaufkraft im Vergleich zum US-Dollar verloren. Fundamentale sowie zuletzt politische Gründe im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise, sind für die bisherige Stärke des Palladiumpreises verantwortlich, da Russland der Hauptproduzent ist und viele Verbraucher aus Sorge vor Einfuhrbeschränkungen und Preisanstiegen auf Jahre hinaus Vorräte aufgebaut haben dürften.
Die Situation am Terminmarkt war die letzten Jahre negativ, sodass wir entgegen der Masse der Prognosen nie von einem Anstieg ausgingen. In den letzten Monaten hatte sich der Palladiumpreis jedoch relativ stark gezeigt, während sich die Lage am Terminmarkt schön bereinigte, was mittelfristig wieder optimistischer Prognosen zulässt. Es ist daraus eine hohe physische Nachfrage im Vergleich zum Angebot abzulesen.
Für das Trading war Palladium dafür das uninteressanteste Metall der letzten vier Jahre. Die Terminmarktdaten, die sich ständig im Verkaufsbereich befanden, warnten davor auf einen massiven Anstieg zu setzen, weshalb man zumeist gut damit beraten war an Widerständen oder bei Trendbrüchen zu shorten. Dennoch lief der Preis meistens trendlos seitwärts und brachte nur extrem wenige Tradingchancen mit einem annehmbaren Chance/Risiko-Verhältnis. Seit acht Monaten läuft der Preis nun wieder trendlos seitwärts und wir stehen seither auf der Seitenlinie mangels guter Tradingchancen. Mittel- bis langfristig sieht es jedoch gut aus. Sobald der letzten Abverkauf und das Thema rund um eine Zinsanhebung in den USA abgearbeitet wurden, dürfte es den richtigen Zeitpunkt geben, um wieder mittel- und langfristig in Palladium auf der Käuferseite zu stehen. Die langfristige Perspektive scheint anhand der relativen Stärke der letzten vier Jahre ebenfalls äußerst gut zu sein.