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Schäuble kann nur Plus und Minus

2015-07-18 By Wolfgang Prabel Leave a Comment

Zu Westasien gehört die kleine Mittelmeerinsel Zypern, dessen griechischer Südteil der EU beigetreten ist. Das Finanzparadies hatte durch den Haarschnitt privater Bankkonten im März 2013 Schlagzeilen gemacht. Die zyprischen Kreditinstitute hatten hochriskante Geschäfte mit Staatsanleihen gemacht und waren dabei fatal auf die Nase gefallen. Inzwischen sind mehr als zwei Jahre vergangen. Wie hat sich die Wirtschaft Zyperns seitdem erholt? Das Trio aus Weltbank, EU und EZB jubilierte bereits 2013 über die Erfolge der zyprischen Konsolidierung und erwartete für 2015 wieder Wachstum. Tatsächlich wurde nach zwei Jahren Rezession im ersten Vierteljahr 2015 ein rasanter Aufschwung von nullkommavier Prozent gemessen.

Die letzten Zahlen liegen vom ersten Quartal 2015 im Vergleich zum ersten Vorkrisen-Quartal 2012 vor. Es ist zu folgenden Veränderungen gekommen (Mio €, laufende Preise):

1. Quartal 2012 1. Quartal 2015
Land-, Forstwirtschaft, Fischerei 102,3 79,7
Verarbeitendes Gewerbe 221,9 186,6
Bau 247,5 106,5
Handel und Transport 1060,2 994,3
Information, Kommunikation 168,0 168,5
Finanzdienstleistungen Versicherungen 370,5 363,0
Immobilienwirtschaft 513,6 448,6
Technische Dienstleistungen 363,4 360,0
Verwaltung, Bildung, Gesundheit 923,2 828,5
Kunst, Unterhaltung, andere Dienstleistungen 193.6 160,1
Export 2089,6 2087,5
Import 2403,2 2206,0
Investitionen 844,4 576,7
Konsum der Haushalte 3297,2 3045,3
Staatsverbrauch 793,2 612,2

Das bankenlastige Geschäftsmodell der Insel wurde in den deutschen Medien 2013 kritisiert. Als Konsequenz sollten die Landwirtschaft, die Industrie und der Fremdenverkehr als realwirtschaftliche Gegengewichte entwickelt werden.

Es scheint wie in Griechenland das Gegenteil zu passieren. Die ohnehin sehr gering entwickelte Industrie ging seither auf schnelle Talfahrt, ebenso wie die Landwirtschaft. Die Industrie ist in Zypern traditionell ein Mikroorganismus (nur noch 5 % des BIP).

Die Bankdienstleistungen blieben durch die Krise weitgehend unbeeinträchtigt, die Privatisierungen kommen wie in Griechenland nicht voran. Die Staatsbetriebe stammen als solche überwiegend noch aus der britischen Kolonialzeit, ihre Beschäftigten sind in der kommunistischen Gewerkschaft wohlorganisiert und unkündbar. In der Politik haben sie eine starke Lobby.

Eine zentrale Botschaft der Statistiker: Trotz Aufschwung wird sehr wenig investiert. Aber was sind Investitionsmillionen noch wert, wenn sie planwirtschaftlich ausgegeben werden? Auch in Deutschland mehren sich die Fehlentscheidungen bei Ausgaben zum Beispiel für Wärmedämmung.

Sehen nur wir Deutschen den Untergang der Industrie und Landwirtschaft so kritisch? Zum angelsächsischen Sozialismus a la Bill Clinton und Tony Blair gehörte doch erklärtermaßen die Ablösung der Realwirtschaft durch Bank- und Versicherungsdienstleistungen sowie durch Real Estate? Lief das nicht eine Zeit lang ganz prima? Mit Steuern aus den Bankgewinnen wurden in den Wunderländern des Geldsozialismus sogar Staatsschulden zurückgezahlt, die Wachstumsraten waren viel höher als in Old Germany, man brauchte sich nicht mehr mit der alten Arbeiterklasse rumschlagen, weil es die kaum noch gab. White-Collar-Worker mit Blackberrys und Tablets wurden zur Anhängerschaft von New Labour. Man führ mit dem Elektrofahrrad in den solargeheizten Bankenturm und opferte auf dem Altar des Mammons.

Am Ende kam zwar eine Immobilienkrise, eine Bankenkrise und speziell in Zypern eine Staatsanleihenkrise. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Zypern haben ihr Geschäftsmodell angesichts dieser Widrigkeiten jedoch nicht grundlegend geändert. Sozialistische und konservative Bienenschwärme fliegen in die Parlaments- und Ministeriumswaben herein und wieder heraus, der angelsächsische Honig bleibt bisher immer derselbe: er zeichnet sich durch überflüssige Liquidität aus.

Fast überflüssig auch zu bemerken, daß das kommunistische System in Griechenland und Zypern mit dem angelsächsischen Geldregen gut verträglich ist. Sowohl in Washington, wie in Athen oder Nikosia werden alle Probleme mit Kredit und Druckmaschine gelöst. Kein Wunder, daß Nobelpreisträger Paul Krugmann den Griechen immer beispringt, wenn sie wieder Geld brauchen. Der Linkskommunist Varoufakis hatte auch nie Berührungsängste mit dem weltweit tätigen Beratungsunternehmen Goldman Sachs.

Deutschland steht dem Menschheitsfortschritt mit seiner pinseligen Buchhalterei anscheinend nur noch im Wege. Schäuble ist eben kein Bankenprimus, er rechnet noch mit Plus und Minus.

 

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Filed Under: Bankenkrise Tagged With: Bankenkrise, Geldsozialismus, Haarschnitt, haircut, Zypern

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