Nun haben sich die Westentaschenjakobiner mit Zweidrittelmehrheit entschieden, wieder in Merkels Haifischbecken zu springen. Das wird die SPD umbringen, aber das ist für uns Steuerzahler nur ein schwacher Trost. Denn zunächst wird die Groko mit ihrem „Weiter-so“ einfach nur teuer. Die Asylkrise, die erneuerbaren Energien und die wachsenden Ansprüche der Europäer an Deutschland werden in Summa um die 100 Milliarden im Jahr kosten. Ausgaben, die mit unserem Wohlergehen wirklich nichts zu tun haben. Pro Steuerzahler sind das etwa 5.000 € im Jahr.
Nun kann man sich täglich empören und ärgern. Man kann zu Demos gehen. Man kann sich an seiner eigenen Moralität erfreuen. Man kann aber auch von anderen Völkern lernen. Wie man streikt ohne zu darben. Unsere italienischen Freunde haben sich von der Staatsökonomie viel stärker abgekoppelt, als wir uns das vorstellen können. Sie zahlen nur mäßig Steuern, haben aber deutlich mehr Vermögen als die deutschen Fratelli. Die Alpenprawda berichtete darüber:
„Die meisten Bundesbürger besitzen deutlich weniger als andere Europäer. (…) Danach sammelt der mittlere deutsche Haushalt ein Nettovermögen von 60 000 Euro an, die Bürger im Schnitt von 18 Euro-Staaten dagegen mehr als 100 000 Euro. (…) In den Euro-Krisenstaaten Zypern und Italien, das gerade wegen Bankenproblemen im Fokus steht, liegt das mittlere Vermögen bei 170 000 beziehungsweise knapp 150 000 Euro. Franzosen kommen auf knapp doppelt so viel wie die Deutschen.“
Das liegt nicht daran, daß Italiener und Franzosen deutlich fleißiger sind als wir, sie sind einfach nur intelligenter. Während der deutsche Michel als Arbeiter, Angestellter oder Selbständiger Steuern bis zum Abwinken zahlt, haben sich viele Mittelmeeranrainer als Selbständige in Einmann- und Familienbetrieben eingerichtet. Das Arbeitsrecht ist dort seit Menschengedenken so, daß die Beschäftigung als Arbeitehmer im Privatsektor nicht funktioniert. Man muß also entweder in den Staatsdienst oder als „Ich-AG“ schaffen, wie Gerhard Schröder das nannte.
Ich habe in Italien einige junge Leute kennengelernt, die zwar als arbeitslos in der Statistik geführt werden, in Wirklichkeit aber Handwerker sind. Sie tauchen auf kleinen Privatbaustellen auf, arbeiten nur für Cash und fallen den Finanzbehörden nicht auf. Ähnlich läuft es bei tausenden Gärtnern. Mario Monti hatte angesichts dieser Zustände die Notbremse gezogen und die Benzinbesteuerung auf Maximum gedreht, um von diesen Arbeitern doch noch etwas Steuergeld zu bekommen.
In Frankreich und Italien machen Einmannunternehmen über 65 % der Betriebe aus. Ganze 5 bis 6 % der Betriebe haben mehr als 10 Mitarbeiter. In Deutschland dagegen sind es 20 %. Die deutschen Großunternehmen über 250 Mitarbeiter haben etwa 8,9 Mio sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. In den französischen Großbetrieben sind nur 4,06 Mio. Beschäftigte angestellt. Und die sind fast alle staatlich.
Tabelle Betriebsgrößen in %
Mitarbeiter | Chef arbeitet alleine | 2 bis 9 Mitarbeiter | > 10 Mitarbeiter |
Deutschland | 30,7 | 49,2 | 20,1 |
Italien | 65,2 | 29,8 | 5 |
Frankreich | 65,5 | 28,9 | 5,6 |
Spanien | 52,5 | 42,1 | 5,4 |
Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern werden bei der Produktion von Waren und beim Export nie die Stars sein. Die Industriestruktur im Club Med ist nicht leistungsfähig genug, um die Außenhandelsbilanzen in Ordnung zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber die Steuerhinterziehung klappt prima. Und nur so wächst das Vermögen. Während wir dem Syrer seine Zweitfrau und seine Kinderschar in einem Einfamilienhaus finanzieren, baut sich der Italiener seine eigene Villa.
Ein Bäckerladen bei Rom. Es gibt Brot und Kuchen aus der Backstube, in ein paar Regalen liegen Handelswaren wie Nudeln, Wein und Eier. Wenn man nur Brot begehrt, kann man an der Theke bezahlen, kauft man was aus den Regalen, wird man an die Registrierkasse gebeten. Capito? Verstanden?
In ländlichen Gegenden rund ums Mittelmeer reiht sich Villa an Villa. Darunter viele großzügige Neubauten, die con l’aiuto di amici erbaut wurden. Eine Hand wäscht die andere. Es sind exakt dieselben Techniken, die während der Russenzeit auch in Deutschland erblühten. Man macht soviel unter den Augen des Finanzamts, daß der Materialeinkauf kompensiert wird. Der Rest läuft im steuer- und abgabenfreien Leistungstausch zwischen Selbständigen. Funktioniert natürlich nur, wenn man keine Mitarbeiter hat, die einen verpetzen. Und wenn es nur minimale Geldflüsse über Banken gibt. Man findet in den Mittelmeerländern kaum einen Handwerker, der sein Firmenfahrzeug beschriftet hat. Alles läuft geheimnisumwittert mit hoher Diskretion.
Bei einer steigenden Abgabenlast ist das auch in Deutschland das Zukunftsmodell, um dem Druck auszuweichen. Wenn man keine Mitarbeiter hat, hat man auch keine Fixkosten und kann die Arbeit so dosieren, daß die Steuerlast überschaubar bleibt. Mir sind Selbständige bekannt, die im Sommer Hollidä und Halligalli machen und nur im Winter schaffen. Ich selbst bin schon kurz nach dem 60ten Geburtstag aus der Tretmühle raus und bekomme seitdem jedes Jahr eine Rückerstattung vom Finanzamt.
Im März 1989 hatte ich mit dem Rauchen aufgehört, weil ich aus dem Buschfunk erfahren hatte, daß Tabak im Westen hoch besteuert wird. Schon ein Jahr später ging der Zigarettenpreis durch die Decke. Von eine Mark sechzig auf über vier DM. Viele Handwerksleistungen führe ich selbst aus, um Sozialabgaben zu vermeiden. Denn man spart ja viermal 20 %, wenn man die von einer Firma erbrachte Handwerksleistung nicht aus dem versteuerten Lohn bezahlt. Außerdem die Umsatzsteuer.
Weiter kann man Dr. Merkel das Regieren schwer machen, wenn man mit Holz aus eigener Produktion heizt. Die Energiesteuern, Sozialabgaben und die Umsatzsteuer fallen weg.
Natürlich darf man mit dem ersparten Geld nicht in Deutschland auf den Putz hauen. Man sollte es im Ausland ausgeben.
Überstunden sollte man unter Hinweis auf den wachsenden Grenzsteuersatz grundsätzlich verweigern. Oder nur gegen Cash leisten.
Und zum Schluß der sinnlose Zweitverdiener. Die ausgebeutete Frau. Die Besteuerung ist in Deutschland so ungünstig, daß sich Doppelarbeit nicht lohnt. Denn es sind bei einem ansteigenden Grenzsteuersatz dann Kindergartengebühren und ein Zweitauto zu berappen, so daß sich der Vorteil fast auf Null reduziert. Lohnt sich vielleicht bei gutverdienenden Kinderlosen, die mit dem Fahrrad ins Büro radeln können oder die im eigenen Haus arbeiten. Ansonsten ist die Frau effektiver, wenn sie zu Hause bleibt und nebenbei ein paar Stunden einem Job im Privatbereich fröhnt.
Wenn nur 1 % der deutschen Haushalte sich auf das mediterrane Dolce Vita umstellt, merkt man das im perversen und verantwortungslosen Berlin schon. Und man selbst wird dabei unter dem Strich wohlhabender. Siehe Italien und Frankreich.