„America first“ gibt es in der Tat schon lange. Und zwar bei den Verteidigungsausgaben der NATO. Die USA geben etwa 3,6 % des BIP für Verteidigung aus, Deutschland zum Vergleich 1,1 %.
Das will Donald Trump ändern. Er fordert größere Anstrengungen von den Partnern. Die NATO gab 2016 insgesamt 918 Mrd. $ für Rüstung aus. Das waren durchschnittlich 2,4 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der gesamten Mitglieder von immernhin 38,2 Billionen $.
Die folgende Tabelle der NATO-Mitglieder gibt in der dritten Spalte das BIP in Mrd. $ an und in der vierten Spalte die tasächlichen Militärausgaben in Mrd. $ 2016. Vor dem Studium der letzten Spalte sollten sich die europäischen Finanzminster vorher hinsetzen. Es sind die Ausgaben, wenn alle Mitglieder den durchschnittlichen Beitrag von 2,4 % aufbringen würden.
Einw. | BIP | Verteidigung | 2,4 % des BIP | |
Mio. | Mrd. $ | Mrd. $ | Mrd. $ | |
Albanien | 2,8 | 14 | 0,1 | 0,3 |
Belgien | 11,3 | 506 | 4 | 12,1 |
Bulgarien | 7,3 | 54 | 0,7 | 1,3 |
Dänemark | 5,7 | 333 | 3,5 | 8,0 |
Deutschland | 82,2 | 3636 | 40,7 | 87,3 |
Estland | 1,3 | 30 | 0,5 | 0,7 |
Frankreich | 66,3 | 2776 | 43,6 | 66,6 |
Griechenland | 11 | 238 | 4,6 | 5,7 |
Island | 0,3 | 20 | 0,5 | |
Italien | 60,6 | 2072 | 21,9 | 49,7 |
Kanada | 36,3 | 1736 | 15,4 | 41,7 |
Kroatien | 4,3 | 64 | 0,6 | 1,5 |
Lettland | 2 | 28 | 0,4 | 0,7 |
Litauen | 2,9 | 43 | 0,6 | 1,0 |
Luxemburg | 0,6 | 60 | 0,3 | 1,4 |
Niederlande | 17 | 751 | 9 | 18,0 |
Norwegen | 5,2 | 484 | 5,9 | 11,6 |
Polen | 38,6 | 516 | 9,4 | 12,4 |
Portugal | 10,3 | 220 | 2,8 | 5,3 |
Rumänien | 19,9 | 189 | 2,8 | 4,5 |
Slowakei | 5,4 | 96 | 1 | 2,3 |
Slowenien | 2,1 | 50 | 0,4 | 1,2 |
Spanien | 46,4 | 1493 | 11,1 | 35,8 |
Tschechien | 10,6 | 231 | 1,9 | 5,5 |
Türkei | 79,8 | 861 | 11,6 | 20,7 |
Ungarn | 9,8 | 132 | 1,2 | 3,2 |
UK | 65,1 | 3002 | 60,3 | 72,0 |
USA | 322,8 | 18558 | 664,1 | 447,2 |
Summe | 927,9 | 38193 | 918,4 | 918,4 |
Die USA überzahlen derzeit mit etwa 220 Mrd. $, das Vereingte Königreich, Frankreich, Polen, Estland und Griechenland ziehen bei der Kostentragung noch halbwegs mit. Alle anderen müssen ihre Anstrengungen verdoppeln bis vervierfachen, wenn Trump sich durchsetzen sollte.
Die deutsche Kritik am amerikanischen Wahlergebnis wird Trump sich angemessen vergüten lassen. Die Einlassungen von Sigmar Gabriel, Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz sind gespeichert. Trump hat, was Schmähungen angeht, ein Gedächtnis wie ein Elefant. Der deutsche Steuerzahler wird die verbalen Ausrutscher seiner Führer voraussichtlich mit Zinseszins bezahlen müssen.
Es ist für uns Wähler auf jeden Fall ratsam, von den oben genannten „Demokratie-Lehrmeistern“ bei der nächsten Bundestagswahl Abstand zu nehmen. Ich rechne für Deutschland 46,6 Mrd. $ Mehrkosten bei der Verteidigung aus, wenn alle NATO-Länder gleichermaßen mit 2,4 % des BIP beitragen. Selbst wenn „nur“ 2 % des BIP verlangt werden, sind das für Deutschland immer noch Mehrausgaben von 32 Millarden US-$.
Wolfgang Schäuble kann gar nichts dafür. Er hat vernünftigerweise im November die Klappe gehalten. Aber er sollte sich auf dem Schleudersitz des Bundesfinanzministeriums schon mal festschnallen. Und wenn der Möchtegern-Kanzler Martin Schulz nach der Bundestagswahl das Wunderhorn sozialer Wohltaten ausschütten will: Sein Wahlprogramm kann er angesichts der Asylkosten und der auf ihn zukommenden Verteidigungsausgaben knicken.