Lagerorte der deutschen Goldreserven
Verschwörungstheoretiker spekulieren gerne über die Goldreserven der Bundesrepublik. Böse Zungen behaupten, es würde gar nicht mehr existieren. Andere sind der Meinung, dass es sich an unsicheren Orten befindet. Anfang Februar berichtete Die Welt über ein Video, welches die Existenz der Goldbarren beweisen sollte.
Interessanterweise befindet sich ein Großteil der deutschen Reserven in den USA, genauer gesagt in New York. Der Grund sei von historischer Natur. Dennoch möchte die Bundesbank nun 50.000 Barren zurück in ihre Heimat bringen. Dafür lässt sie sich aber sechs Jahre Zeit.
Wie Deutschland nach dem Krieg Goldreserven aufbaute
Wie Deutschland nach dem Krieg Goldreserven aufbaute
Deutschland belegt in der Liste der Länder mit den größten Goldreserven der Welt den zweiten Platz hinter den USA und vor Italien oder Frankreich (Quelle: manager magazin). Wie aber hat es das Land geschafft, solch große Goldreserven zu sammeln, wenn es vor weniger als einem Jahrhundert kein Gramm des Edelmetalls besaß?
Tatsächlich besaß das Land in den Nachkriegsjahren zwischen 1945 und 1950 keine Goldreserven. Bereits damals war das Edelmetall ein internationales Reservemedium. Es handelt sich schließlich um ein wertvolles Edelmetall, dessen Wert eine gewisse Stabilität im Vergleich zu Geldscheinen aufweist.
1944 unterzeichneten 44 Staaten das sogenannte Bretton-Woods-Abkommen. Darin wurde ein fester Wechselkurs für Golddevisen festgelegt (Deutschland trat dem Abkommen erst acht Jahre später bei). Ziel des Abkommens war es, dass das Federal Reserve System (FED) verpflichtet wurde, die Reserven aller Mitgliedsstaaten (in US-Dollar) in Gold umzutauschen.
Durch den starken deutschen Export und wachsende Leistungsbilanzzuschüsse wuchs auch der Goldbestand des Landes. 1951 betrug er 0,79 Millionen Unzen, 1968 bereits 129,69 Millionen.
Deutsche Goldreserven: Der aktuelle Stand
Die Deutsche Bundesbank hat am 19. Mai 2014 zusammen mit der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie anderen Zentralbanken Europas das vierte Zentralbankgoldabkommen bekannt gegeben (Quelle: Geschäftsbericht 2014 (PDF; 2,2 MB)). Laut dem Abkommen soll das Edelmetall ein wichtiger Bestandteil für geldpolitische Reserven sein und nach wie vor bleiben. Weiterhin engagieren sich die Teilnehmer, Gold nicht in großen Beständen zu verkaufen.
Laut demselben Dokument sehen die deutschen Lagerbestände wie folgt aus (Stand: 31.12.2014):
Frankfurt: 1.192 Tonnen
New York: 1.447 Tonnen
London: 438 Tonnen
Paris: 307 Tonnen
Die Bundesbank hat aus allen drei externen Standorten seit 2013 Gold abgezogen und nach Frankfurt transportieren lassen, wodurch es seinen Goldbestand um 11,2 Prozent erhöhen konnte. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass aus Paris die größte Goldmenge extrahiert wurde. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit der geografischen Lage zu begründen. Von London wurden hingegen nur drei Tonnen Gold nach Frankfurt transportiert.
Die kontroverse Lagerung im Ausland
Wie der vorige Abschnitt zeigt, liegen zwei Drittel des deutschen Goldes im Ausland. Das Problem wird verstärkt, indem die Bundesbank seit 1998 nicht mehr zwischen physisch vorhandenem Gold sowie sogenannten Geldforderungen unterscheidet. Der Bundesregierung wird immer wieder Geheimniskrämerei vorgeworfen, wodurch letztendlich Verschwörungstheorien entstehen.
Seit 2012, als der Bundesrechnungshof ermittelte, ob die Bundesbank eine regelmäßige Inventur für ihren Goldbestand führt, hat man sich dazu entschlossen, jährlich eine gewisse Summe des Goldbestandes nach Frankfurt zu holen. In Frankfurt möchte die Bundesbank die Bestände schmelzen, prüfen und in neue Barren gießen.
Deutsches Gold wird von der Polizei gehütet
Mit der Einreise in Deutschland und dem wachsenden Goldbestand entsteht eine neue Herausforderung, die nun der Bundespolizei obliegt. Drei Monate lang schützt sie bereits die gelagerten Goldreserven der Bundesbank. Bis 2020 wird die Verantwortung der Polizei kontinuierlich wachsen. Wie bereits erwähnt, beabsichtigt die Bundesbank, Zehntausende Barren nach Deutschland zu bringen. Allein 2013 und 2014 wurden 157 Tonnen in die Tresore in Frankfurt gebracht. Laut der Frankfurter Neuen Presse stammen 67 Tonnen aus Paris (Banque de France) und 90 aus New York (Federal Reserve Bank).
Bis 2020 möchte die Bundesbank fast die Hälfte ihrer Reserven in Frankfurt lagern. Für den Schutz der Goldreserven ist neuerdings die Bundespolizei zuständig. Sie hat für diesen Zweck eine spezielle Inspektion geschaffen. Die Inspektion kontrolliert Fahrzeuge und Personen für die beiden Zufahrten an der Wilhelm-Epstein-Straße.
Was wir hier machen, ist Objektschutz in Reinform
Jürgen Geißler, Polizeidirektor
Bis vor drei Monaten war noch ein privater Sicherheitsdienst für den Schutz der Goldreserven zuständig. Man hat sich für die Bundespolizei entschieden, um sich für die Zukunft zu wappnen. Bei privaten Sicherheitsdiensten kam es in der Vergangenheit häufig zu Personalwechsel. Die Bundesregierung wünscht sich eine gewisse Kontinuität.
Private Verbraucher interessieren sich für Goldlagerung
Während die deutsche Regierung ihr Gold aus den USA, Frankreich und London abzieht, scheinen auch private Verbraucher immer mehr an dem Edelmetall interessiert zu sein. Wie eine Reportage von RT Deutsche zeigt, verlieren Londoner Tresoren immer mehr Goldbarren, die Richtung Indien und China gebracht werden. In Asien erkennen immer mehr Menschen, wie wichtig Edelmetalle sind, weil sie im Gegensatz zu Geldscheinen ihren Wert beinhalten.
Auch hierzulande investieren Verbraucher vermehrt in Gold, insbesondere aufgrund der vergangenen Preisentwicklung. Im Vergleich zur Zeitspanne 2011 und 2014 ist Gold im Jahr 2015 preiswerter geworden (siehe Goldpreisentwicklung auf finanzen.net), sodass sich eine Investition aktuell lohnt. Für Verbraucher bleibt lediglich die Frage, wo sie ihr Gold lagern. Die Aufbewahrung zu Hause ist mit Risiken verbunden, die im schlimmsten Fall den Verlust des Edelmetalls bedeuten. Goldbesitzer können zum Beispiel hier ihr Gold bei einem Experten in Hamburg lagern lassen. Eingelagertes Gold ist über die Tresoranlage bis 375 Millionen Euro versichert. Weiterhin haftet das Sicherheitsunternehmen je Fall mit bis zu zehn Millionen Euro.
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