Aktueller Marktkommentar von Markus Blaschzok
Nachdem die Aktienmärkte zum Ende der letzten Woche auf neuen Allzeithochs aus dem Handel gingen, kennen sie in dieser Woche hingegen nur noch fallende Notierungen. Von seinem neuen Allzeithoch bei 2.877 Punkten verlor der amerikanische S&P 500 Aktienindex bereits fast 80 Punkte, was einem Minus von 2,8% entspricht. Der Deutsche Aktienindex hatte hingegen bereits vor zwei Wochen ein Hoch ausgebildet und verlor seit dem Allzeithoch bei 13.604 Punkten bereits 800 Punkte, wodurch sich ein Minus von 6% ergibt. Hier drohen weitere Kursverluste, wenn die wichtige Unterstützungszone bei 12.800 Punkten nicht verteidigt werden kann.
Auch die Anleihemärkte in den USA sowie Europa kamen bei steigenden Zinsen in dieser Woche deutlich unter Druck. Der deutsche Bund-Future hat sogar die wichtige Unterstützung bei 160 Punkten gebrochen. Noch handelt es sich womöglich um kurzzeitige Rücksetzer und in den vergangenen Jahren gab es eine negative Korrelation der Zinsen zum Goldpreis. Sollten jedoch in den kommenden Monaten, inmitten eines stagflationären Umfeldes nicht nur die Aktien-, sondern auch die Anleihemärkte crashen, so wäre dies das ideale Umfeld für weiter ansteigende Edelmetallpreise und womöglich eine neue Hausse bei Gold und Silber. Investoren, die einen sicheren Hafen suchen, könnten dann in Scharen in den Gold- und Silbermarkt strömen. Sollten daraufhin etwas später im Jahr die Notenbanken mit neuen QE-Programmen antworten, um so einen Kollaps des Bankensystems und einen Zerfall der politischen Europäischen Union zu verhindern, so wäre das der Startschuss für eine erneute starke Rallye am Edelmetallmarkt.
Auch die dritte Front – die Kryptowährungen – die dem Goldpreis zuletzt die Nachfrage entzogen, leidet gerade unter starken Kurverlusten. Der Bitcoin fiel mittlerweile auf 8.300$, während dieser vor sechs Wochen noch bei fast 20.000$ notierte. Die auf Kryptowährungen vertrauenden Anleger, lernen damit aktuell auf schmerzhafte Weise, dass alles was rasant hochsteigt, irgendwann umso tiefer fallen muss. Langsam macht sich in der Gemeinde des Schneeballsystems die Erkenntnis breit, dass aufgrund der hohen Transaktionskosten der komplette echte Tauschhandel für Dienstleistungen und Produkte weggefallen ist und die einflussreichsten Akzeptanzstellen dem Bitcoin deshalb und auch aufgrund seiner hohen Volatilität endgültig den Rücken gekehrt haben. Ein echtes fundamentales Wachstum durch die Nutzung des Bitcoins als Tauschmittel ist unter diesen Umständen unmöglich. Die Blockchain-Technologie hat sich im großen Maßstab als ineffizient und als nicht nach oben skalierbar herausgestellt.
Der Bitcoin befindet sich im freien Fall.
Unter den Bitcoin-Jüngern hat man das Gerücht verbreitet, ein sogenanntes „Lightning-Network“ als Verbesserung der Blockchain würde bald die Probleme lösen und der Preis des Bitcoins dann zum Mond steigen. Nach kurzer Betrachtung dieser vermeintlichen Verbesserung erkennt man jedoch schnell, dass es sich lediglich um ein „Herumdoktern“ an einer fehlgeschlagenen Technologie handelt und „Lightning“ mit seinen Channels eine lächerliche Lösung ist und eher eine Hinhaltetaktik zu sein scheint, um das dumme Geld von einem Verkauf abzuhalten und sogar zu Nachkäufen zu animieren, während das smarte Geld wahrscheinlich versucht die Tokens an die Dummen abzugeben. Mit Tangle und Hashgraph stehen bereits zwei neue Technologien zur Verfügung, die der Blockchain haushoch überlegen sind, weshalb wir an unserem Kursziel von unter einem Dollar für den Bitcoin auf Sicht der nächsten Jahre festhalten. Die Mischung aus substanzloser Kursfantasie gepaart mit viel krimineller Energie machten und machen den Kryptomarkt, insbesondere den Bitcoin, zum perfekten Short-Trade für gewiefte Spekulanten.
Kryptos sind kein Ersatz für Gold
Oftmals hört man die unsinnige Behauptung, Kryptowährungen, allen voran der Bitcoin, wären wie Gold und eine Reservewährung, was unsäglicher Unsinn ist. Während sich die Kryptowährungen ständig vermehren und deren Anzahl unaufhörlich ansteigt – was man als Inflation interpretieren muss – bleibt die weltweite Goldmenge mit einem Wachstum von 1,7% jährlich relativ stabil. Dies ist in der Regel geringer als das jährliche Produktivitätswachstum der Weltwirtschaft, was zu einem leicht deflationären Effekt bzw. langfristiger Preisstabilität führt. So blieben die Preise im Vereinigten Königreich unter dem Goldstandard bis 1914 über 256 Jahre hinweg unverändert und stabil. Erst mit der Abschaffung des Goldstandards tauchte erstmals Inflation auf, die erst mit der Abschaffung des Gold-Devisenstandards 1971 durch Nixon völlig außer Kontrolle geriet.
Oftmals behauptet man, die Kosten für die Erschaffung eines Bitcoins im „Mining“ lägen bei über 1.000$, was dem inneren Wert des Bitcoins entsprechen würde. Die Kosten für den Betrieb der Blockchain sind jedoch kein innerer Wert, wie die Kosten der Produktion einer Unze Gold, sondern nur einfache Stromkosten, denen kein Wert gegenübersteht. Der Wert einer Ware entsteht nicht durch die Produktionskosten, sondern ist subjektiv und entsteht durch die Nachfrage aufgrund seiner Eigenschaften. Sollte der Preis für einen Bitcoin aufgrund der hohen Transaktionskosten und der damit weggefallenen Nutzer in einen Bereich fallen, bei dem sich das Mining nicht mehr lohnt, so werden die Miner das Mining beenden, sich einer anderen Kryptowährung zuwenden und der Bitcoin schnell von der Bildfläche gänzlich verschwinden.
Den 1.000$, die man benötigt, um eine Unze Gold aus der Erde zu holen, stehen jedoch eine Unze Gold physischen Edelmetalls gegenüber, welches dauerhaft vorhanden ist und mannigfaltige Nachfrage und Anwendungen als Ware findet.
54% der jährlichen Nachfrage nach Gold kommen aus der Schmuckherstellung, rund 10% aus der verarbeitenden Industrie zur Herstellung von elektronischen Produkten wie Computern und Elektronik. 6% der Nachfrage kommt von den Zentralbanken und 30% sind Investmentnachfrage. Gold als Warengut hat eine Nachfrage um seiner Selbstwillen und wurde erst aufgrund seiner Eigenschaften zum perfekten Tauschmittel mit einer Geschichte von vielen tausend Jahren. Bitcoin hingegen hat keinerlei inneren Wert, womit ich ausdrücklich den Ausführungen anderer Vertreter der Österreichischen Schule widerspreche. Softwareprogramme haben eine sehr kurze Lebensdauer und sind nach wenigen Jahren bereits veraltet. Niemand verwendet heute mehr Spiele und Programme, die vor 20 Jahren entwickelt wurden und so wird auch der Bitcoin schnell durch andere Technologien abgelöst werden, die mit Tangle und Hashgraph längst zur Verfügung stehen. Die Vorstellung, der Bitcoin könnte auf immer und ewig eine Art digitales Gold sein, entspricht ungefähr der Idee, Nokia würde für immer und ewig den Mobilfunkmarkt dominieren, nur weil sie vor 15 Jahren eine marktbeherrschende Stellung innehatten.