In der Russenzeit gab es in der Partei die Anrede „Дорогие товарищи“, zu deutsch kurz: „Teure Genossen“. Warum die Genossen – insbesondere die der SPD – so teuer sind, hat die Auswertung der Wahlkampfkosten des Bundestagswahlkampfes 2017 gezeigt. Ein Team von WELT-Redakteuren hatte die Parteizentralen heimgesucht und sich nach den Kosten des Wahlkampfs erkundigt. Nur die CSU hält ihr Budget geheim, die anderen haben ausgepackt. Ich habe ergänzend mal kurz die Zahl der Zweitstimmen ermittelt und die Kosten durch die Wähler geteilt.
Kosten Mio € | Wähler Mio | € pro Wähler | |
SPD | 25,0 | 9,54 | 2,62 |
CDU | 20,0 | 12,45 | 1,61 |
Linke | 6,5 | 4,30 | 1,51 |
Grüne | 5,5 | 4,16 | 1,32 |
FDP | 5,5 | 5,00 | 1,10 |
AfD | 3,5 | 5,88 | 0,60 |
Was die SPD mit dem vielen Geld eigentlich gemacht hat, ist mir unklar. Plakate hingen nur an den Hauptstraßen und es gab einige Großplakate. In die kleineren Orte hat sich die SPD im Gegensatz zu früheren Wahlen nicht mehr reingetraut. Im Briefkasten lag keine Wahlkampfzeitung. Sicher, es gab noch Auftritte auf Marktplätzen mit Bühne, Beschallung und Security.
Da war der Einsatz der CDU viel aufwändiger. In jedem Ort mehrere Plakate, im Briefkasten eine Postkarte mit dem Konterfei des Wahlkreiskandidaten, wo auf der Rückseite draufstand, wann er geboren ist und daß er eine Familie hat. Mehrere Großplakate. Aufwändige Auftritte von Dr. Merkel mit Bühne, Baldachin, Bestuhlung, Großleinwand, Beschallung, massenhaft Security, Sicherheitstoren und Zäunen. Die Plakatierung wurde oft von CDU-Mitgliedern erledigt und war deshalb preiswert
Die Linke und die Grünen haben wie immer gewerblich hängen lassen. In die kleinen Orte sind sie wie die SPD nicht mehr reingegangen. Im Gegensatz zu vergangenen Wahlen hatte die Linke keine Wahlkampfzeitung mehr verteilt. Früher fuhr der Wahlkreiskandidat der Linken die Harzer an und hat ihnen gesagt, was sie wählen sollen. Auch diesen Service gibt es nicht mehr.
Die AfD hat bis in die kleinen Orte plakatiert und in einigen Bundesländern hat jeder Haushalt eine Wahlkampfzeitung bekommen. Letztere wurde allerdings von Mitgliedern verteilt, was die Kosten derb reduziert hat.
Was die Parteien an Geld für Werbespots im zwangsfinanzierten Staatsfernsehen verballert haben weiß ich nicht, weil ich kein Fernsehen sehe. Auch für Zeitungsanzeigen ist sicher noch mal Steuerkohle draufgegangen. Die meisten Leute haben die blaue Tonne allerdings gleich neben dem Briefkasten stehen und schmeißen die Werbezeitungen mit kühnem Schwung ungelesen ins Altpapier.
Die Wahl hat gezeigt, daß der leichtbewaffnete AfD-David gegen den hochgerüsteten SPD-Goliath durchaus Vorteile hat. Die Wahrheit zu verkünden ist wie obige Tabelle beweist, offenbar deutlich kostengünstiger, als dreiste Lügen an den Mann zu bringen.
Martin Schulz war für Neuwahlen, denn er kommt aus dem Brüsseler Selbstbedienungsladen, wo Geld immer frisch gedruckt wird, wenn man es benötigt. Der Schatzmeister der SPD hat keinen Mario Draghi und kein Rumpelstielzchen mit Spinnrad im Keller der Parteizentrale sitzen und wird Martin Schulz in den nächsten Tagen wohl erklären, was eine Neuwahl kostet. Damit dürfte sich das Thema erledigen.
Die SPD hat mehr als viermal soviel Geld pro Abgeordneten “investiert”, als die AfD. Da sitzen im Bundestag Дорогие товарищи – teure Genossen.